Herausragende Rolle in der Astronomie
Linda Tacconi vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching (MPE) erhält die Caroline-Herschel-Medaille 2024, eine gemeinsame Auszeichnung der Royal Astronomical Society (RAS) und der Astronomischen Gesellschaft (AG). Die Medaille ehrt ihre weltweit anerkannten Beobachtungsstudien zur kosmischen Entwicklung von dichtem, sternbildendem molekularem Gas in Galaxien, sowie ihre einzigartige internationale Führungsrolle in der Astronomie und der europäischen astronomischen Gemeinschaft.
Linda Tacconi ist eine weltweit führende Astronomin im Bereich der Millimeterwellen und eine herausragende Wissenschaftlerin, die bahnbrechende Beiträge zum Verständnis der Galaxienbildung geleistet hat. Nach ihrer Doktorarbeit an der University of Massachusetts, USA, hat sie ihre Karriere in Europa etabliert, zunächst in den Niederlanden und später in Deutschland, wo sie eine Schlüsselrolle in der IR/Submm-Gruppe des MPE innehat und stellvertretende Direktorin neben Reinhard Genzel ist.
Ihre Forschung konzentriert sich auf Millimeter- und Submillimeter-Interferometrie sowie hochauflösende Infrarot-Bildgebungsspektroskopie, um die Entwicklung von Galaxien und ihren zentralen Schwarzen Löcher zu entschlüsseln. Linda Tacconi hat bedeutende Beiträge zum Verständnis der kosmischen Galaxienentwicklung über eine breite Palette von räumlichen Skalen und kosmischen Epochen geleistet. Ihre Forschung hat die entscheidende Bedeutung des molekularen interstellaren Mediums und seiner komplexen Beziehungen zu den allgemeinen Eigenschaften von Galaxien hervorgehoben. Durch die Kombination von boden- und weltraumgestützten Beobachtungen im Millimeter- bis Infrarotbereich hat die innovative Forschung von Linda Tacconi enthüllt, dass sternbildende Galaxien in früheren kosmischen Epochen deutlich mehr molekulares Gas enthielten und eine beschleunigte Sternentstehungsrate aufwiesen im Vergleich zu ihren zeitgenössischen Gegenstücken. Darüber hinaus hat sie gezeigt, dass die Entwicklung von kaltem molekularem Gas und die galaxienweite Sternentstehung hauptsächlich durch die Rate der Gasakkretion gesteuert wird.
Über ihre Rolle am MPE hinaus hat Linda Tacconi bedeutende Beiträge zu verschiedenen internationalen Komitees geleistet. Sie hat bedeutende Führungspositionen in der deutschen, europäischen und internationalen astronomischen Gemeinschaft übernommen. Besonders hervorzuheben ist, dass sie sowohl das Programm-Komitee als auch den Wissenschaftlichen Beirat des IRAM, eines bedeutenden internationalen Forschungsinstituts für Millimeterastronomie, geleitet hat.
Als Präsidentin des Councils der Europäischen Südsternwarte von 2021 bis 2023, Vorsitzende des Boards des Atacama Large Millimeter/submillimeter Array in den Jahren 2021 und 2022, Vorsitzende des European Space Agency Voyage 2050 Senior Committee von 2019 bis 2021 und als Vertreterin Deutschlands im ESO Council von 2016 bis 2020, lenkte Linda Tacconi gekonnt die europäische Astronomie durch die herausfordernden Umstände der Pandemie, sowie finanzielle und politische Herausforderungen. Ihr außergewöhnlicher Einsatz und ihre Führung legten nicht nur den Grundstein für bahnbrechende Entdeckungen – von nahen Exoplaneten bis hin zu fernen Galaxien und Schwarzen Löchern – sondern sicherten auch einen stabilen Kurs in Richtung einer vielversprechenden Zukunft für die Astronomie weltweit. Ihre strategische Vision bleibt entscheidend für die Fortschritte von Projekten wie dem Extremely Large Telescope und kommenden Generationen von Weltraummissionen.
Professor Mike Edmunds, Präsident der Royal Astronomical Society, sagt: "Dr. Tacconi ist eine herausragende Preisträgerin der Caroline Herschel Medaille. Das Feld der Nominierten war in diesem Jahr sehr, sehr stark - eine große Anerkennung für die hervorragende Forschungsarbeit und die Führungsrolle in der Gemeinschaft, die mit dieser Auszeichnung gewürdigt wird."
Professor Stefanie Walch-Gassner, Präsidentin der Astronomischen Gesellschaft, sagt: “Linda Tacconi hat bahnbrechende Beiträge zu unserem Verständnis der Entstehung und Entwicklung von Galaxien im Laufe der kosmischen Zeit geleistet und diese Objekte mit detaillierten Beobachtungen und beeindruckendem Engagement erforscht. Sie ist eine herausragende und inspirierende Führungspersönlichkeit und Mentorin. Wir sind stolz darauf, sie als Empfängerin der Caroline-Herschel-Medaille 2024 zu sehen.”
Die im Jahr 2021 von der britischen Regierung zur Würdigung der ehemaligen deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel ins Leben gerufene Caroline Herschel-Medaille ehrt die herausragende Astronomin des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Geboren in Hannover, Deutschland, zog Caroline Herschel zusammen mit ihrem Bruder William, der 1820 als erster Präsident der Royal Astronomical Society diente, nach Großbritannien. Herschels bemerkenswerte Leistungen umfassen die Entdeckung von acht Kometen sowie die sorgfältige Überarbeitung und bedeutende Verbesserung von Katalogen von Sternen, Sternhaufen und Nebeln. Die Medaille symbolisiert die anhaltende wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und dem Vereinigten Königreich und feiert die tiefgreifenden Beiträge von Herschel sowie die Anerkennung herausragender Astronominnen. Die Medaille wird jedes Jahr abwechselnd zwischen den beiden Ländern verliehen und unterstreicht das gemeinsame Erbe und die kontinuierliche Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Astronom
Die Medaille wird Linda Tacconi am 21. März 2024 im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in der britischen Botschaft in Berlin, Deutschland, überreicht. Im Jahr 2025 folgt eine Astronomin aus dem Vereinigten Königreich. Zu Nominierungen dafür wird im Laufe des Jahres aufgerufen.
Weitere Informationen
Webseite der RAS: https://ras.ac.uk
Kontakte:
Dr. Linda Tacconi
Max Planck Institute for Extraterrestrial Physics
Tel: +49 89 30000 3873
linda@mpe.mpg.de
Dr. Janine Fohlmeister
Pressereferentin, Astronomische Gesellschaft
Telefon: +49 331 7499 802
pressofficer@astronomische-gesellschaft.de
Sam Tonkin
Royal Astronomical Society
Mob: +44 (0)7802 877700
press@ras.ac.uk
Robert Massey
Royal Astronomical Society
Mob: +44 (0)7802 877699
press@ras.ac.uk
Hinweise für Redakteure
Die Royal Astronomical Society (RAS), gegründet im Jahr 1820, fördert das Studium der Astronomie, der Wissenschaft des Sonnensystems, der Geophysik und eng verwandter Wissenschaftszweige. Die RAS organisiert wissenschaftliche Tagungen, veröffentlicht internationale Forschungs- und Fachzeitschriften, würdigt herausragende Leistungen durch die Verleihung von Medaillen und Preisen, unterhält eine umfangreiche Bibliothek, unterstützt die Ausbildung durch Stipendien und Outreach-Aktivitäten und repräsentiert die britische Astronomie auf nationaler und internationaler Ebene. Zu den mehr als 4.000 Mitgliedern (Fellows), von denen ein Drittel in Übersee ansässig ist, gehören wissenschaftliche Forschende an Universitäten, Sternwarten und Laboratorien, der Historie der Astronomie und andere.
Die RAS nimmt Arbeiten für ihre Zeitschriften nach dem Prinzip des Peer Review an, bei dem Fachexperten in den Redaktionsgremien die Arbeit als erwägenswert akzeptieren. Die Gesellschaft gibt Pressemitteilungen nach einem ähnlichen Prinzip heraus, für deren Inhalt jedoch die jeweiligen Organisationen und Beteiligten die Gesamtverantwortung tragen.
Die 1863 gegründete Astronomische Gesellschaft (AG) ist der Fachverband der deutschen
Astronomie und Astrophysik. Die AG fördert Aktivitäten in Wissenschaft und Forschung, stärkt den Austausch zwischen ihren Mitgliedern, vermittelt Wissenschaft in die Öffentlichkeit und fördert die Bildung. Auf internationaler Ebene vertritt die AG die gemeinsamen Interessen der Astronominnen und Astronomen in der European Astronomical Society (EAS) und in der International Astronomical Union (IAU). Ein zentrales Organ der AG ist der Rat der deutschen Sternwarten, der als wissenschaftspolitisches Gremium die gemeinsamen Interessen aller deutschen astronomischen Einrichtungen gegenüber Förderorganisationen, Regierungen, internationalen Organisationen und anderen relevanten Gremien vertritt.