Nachruf auf Dr. Gerhard Klare (1932 – 2024)

Die Astronomische Gesellschaft trauert um ihr langjähriges Mitglied und früheren Schriftführer Dr. Gerhard Klare.

Nachruf von Immo Appenzeller

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Am 24.07.2024 verstarb im Alter von 92 Jahren der Heidelberger Astronom Dr. Gerhard Klare. Er war Mitglied der Astronomischen Gesellschaft seit 1963, und er gehörte 1986 bis 1995 als Schriftführer dem Vorstand der AG an.

Geboren am 12.07.1932 in Wiesloch bei Heidelberg, studierte er Physik, Mathematik und Astronomie an der Universität Heidelberg, wo er 1960 das Staatsexamen für das Lehramt für Höhere Schulen ablegte. Anschließend begann er an der Landessternwarte Heidelberg eine Dissertation in Astronomie, mit der er 1964 promoviert wurde. Seine Doktorarbeit befasste sich mit der räumlichen Verteilung der roten Zwergsterne und Riesen in der Milchstraße. Die Beobachtungen dafür wurden in Zusammenarbeit mit Karl Schaifers noch an den Teleskopen der Landessternwarte auf dem Königstuhl gewonnen.

Auch nach der Promotion arbeitete Klare weiter an der Heidelberger Sternwarte, bis 1969 als wissenschaftlicher Angestellter, danach als beamteter Wissenschaftler. Zu Beginn dieser Periode verbrachte er allerdings einen wesentlichen Teil seiner Zeit an Beobachtungsstationen im südlichen Afrika. Dort führte er zusammen mit Thorsten Neckel vom MPIA eine umfangreiches photometrisches und polarimetrisches Beobachtungsprogramm für die OB-Sterne der südlichen Milchstraße durch. Die Beobachtungen begannen am Boyden-Observatorium in Südafrika und wurden später auf dem Gamsberg in Namibia fortgesetzt. Eine weitere wichtige Arbeit, die ebenfalls in Zusammenarbeit mit Thorsten Neckel entstand, war die Bestimmung und Kartierung der interstellaren Extinktion für die gesamte Milchstraße. Die 1977 und 1980 publizierten Ergebnisse dieser beiden Programme gehören zu den am häufigsten zitierten astronomischen Veröffentlichungen dieser Jahre.

In der Folgezeit gehörten zu den Hauptthemen von Klares wissenschaftlicher Arbeit die variablen, heißen Überriesen (LBVs) in den beiden Magellanschen Wolken, sowie Novae und Zwergnovae. Dabei arbeitete er eng mit Bernhard Wolf, Otmar Stahl, Joachim Krautter, Claus Leitherer, F.-J. Zickgraf und anderen Heidelberger Kollegen, aber auch mit vielen auswärtigen Astronomen zusammen. Die Beobachtungsdaten wurden nun bei ESO, dem Calar Alto und mit dem IUE-Satelliten gewonnen. Gerhard Klare gehörte dabei zu den ersten deutschen Nutzern dieses Weltraumobservatoriums. Neben der Entdeckung neuer LBVs resultierten die Beobachtungen in neuen Erkenntnissen zur Physik dieser Objekte.

Neben seinen Beiträgen zur Fachwissenschaft engagierte sich Gerhard Klare auch intensiv für die Weitergabe astronomischen Wissens und neuer Forschungsergebnisse an die Öffentlichkeit. Er unterstützte von Anfang an die in Heidelberg gegründete populäre Monatsschrift „Sterne und Weltraum“, wo er zeitweise externer Mitarbeiter bei der Herausgabe der Zeitschrift war. Wichtige Beiträge waren auch viele sachkundige Rezensionen zu neu erschienenen populärwissenschaftlichen Büchern

In Anerkennung von Gerhard Klares Verdienste wurde der Asteroid 1825 „Klare“ nach ihm benannt.

Alle, die Gelegenheit hatten, mit Gerhard Klare zusammenzuarbeiten, werden ihn als einen sehr kompetenten, äußerst engagierten, und überaus freundlichen und sympathischen Kollegen in Erinnerung behalten.

Foto: Archiv Landessternwarte Heidelberg