verfasst von Björn Malte Schäfer und Immo Appenzeller, Universität Heidelberg
Am 17. August 2022 verstarb der Heidelberger Astronom Bodo Baschek im Alter von 87 Jahren.
Bodo Baschek studierte in Kiel Physik und Mathematik und promovierte dort am Institut von Albrecht Unsöld zu einem Thema, das ihn bald zu seinem eigenen Forschungsthema führte: die Analyse der Spektren extrem metallarmer Sterne, die experimentelle Unterstützung für die damals durch Burbidge, Burbidge, Fowler und Hoyle neu entwickelte Theorie der primordialen Nukleosynthese brachte. Er kam nach postdoc-Aufenthalten in Pasadena und Canberra im Jahr 1969 nach Heidelberg, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2001 als Ordinarius am Institut für Theoretische Astrophysik tätig war, unterbrochen von längeren Forschungsaufenthalten in Haifa und Lund.
Bodo Bascheks Arbeitsgebiet war die Physik der Sternatmosphären: Er entwickelte analytische und numerische Methoden zur Beschreibung des Strahlungstransports in Sternen, wobei er die rapide Entwicklung der Technologie des Rechnens, von den mechanischen Rechenmaschinen zu den elektromechanischen und schließlich den elektronischen Rechnern miterlebte. Zu seinen wichtigsten wissenschaftlichen Beiträgen gehörte die Berechnung des Strahlungstransports in bewegten Medien, die präzise Bestimmung chemischer Häufigkeiten in Sternatmosphären, und die Ableitung der räumlichen Verteilung der chemischen Elemente in Galaxien, einschließlich unserer Milchstraße.
Bodo Bascheks Namen ist Generationen von Astronomie-Studentinnen und -Studenten ein Begriff durch das Buch "Der Neue Kosmos", bei dem er die Autorenschaft seines Mentors Albrecht Unsöld übernahm. Er erweitere das Buch inhaltlich zu einem universellen Lehrbuch der beobachtenden und theoretischen Astrophysik, das heute von Wolfgang Duschl weitergeführt wird. Die Begeisterung für Astronomie konnte man in Heidelberg in Professor Bascheks Vorlesungen, in der physikalische Modelle in aller Klarheit erarbeitet und auf physikalische Grundprinzipien zurückgeführt wurden, direkt erleben. Der von dem damaligen Heidelberger Astronom S.F. Hönig im Jahr 2002 an der Palomar-Sternwarte entdeckte Kleinplanet 78429 trägt den Namen Baschek, in Anerkennung der akademischen Leistungen Bodo Bascheks in Bezug auf das Verständnis der Sternatmosphären, der Strahlungstransportprozesse und der stellaren Spektren als diagnostischer Methode. Die Astronomische Gesellschaft wird sich der Person und der wissenschaftlichen Leistungen Bodo Bascheks in achtungsvoller Weise erinnern: Bodo Baschek war ein herausragender Lehrer für Astronomie, ein freundlicher und verantwortungsvoller Betreuer, ein führender Wissenschaftler und eine umfassend gebildete Persönlichkeit.
Foto oben rechts: Bodo Baschek, mit freundlicher Erlaubnis der Familie Baschek