Prof. Dr. Klaas Sjoerds de Boer (1941 – 2022)
Die Astronomische Gesellschaft trauert um ihr langjähriges Mitglied Prof. Dr. Klaas S. de Boer, der am 15. März 2022 in seiner Geburtsstadt Groningen verstarb.
Vor allem in seiner Zeit als Lehrstuhlinhaber und Professor der Astronomie an der Sternwarte der Universität Bonn zwischen 1986 und 2007 prägte er mehrere Generationen von Nachwuchsastronomen, von denen heute noch viele in leitenden Funktionen forschen und lehren.
Klaas de Boer wuchs in Groningen auf, studierte dort Astronomie und Physik und schloss seine Promotion 1974 bei Stuart Pottasch zum Thema Interstellare Absorptionslinien im UV ab - ein Thema, das ihn durch seine gesamte wissenschaftliche Karriere begleiten sollte. Auch seine erste Postdoc-Stelle absolvierte er in Groningen, bevor er 1978 an die University of Wisconsin in die Arbeitsgruppe von Blair Savage wechselte. In diesem wissenschaftlich sehr fruchtbaren Umfeld entstanden wegweisende Arbeiten, z.B. zur Vermessung des heißen koronalen Gases der Milchstraße und der Magellanschen Wolken, aber auch zu seinem zweiten wissenschaftlichen Standbein, der Astrophysik stellarer Populationen und der Struktur der Milchstraße. Sein Weg führte ihn dann zunächst von 1981 bis 1985 an die Universität Tübingen. Nach einer Entsendung an das Royal Greenwich Observatory in Herstmonceux im Jahr 1985 durch die Universität Groningen wurde er 1986 zum Professor der Astronomie an der Sternwarte der Universität Bonn als Nachfolger von Hans Schmidt berufen.
Klaas de Boer war eine beeindruckende Forscherpersönlichkeit, ein immer motivierender Betreuer und Mentor und ein begeisternder Hochschullehrer. Sein Engagement für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses fand u.a. Ausdruck in seiner Beteiligung an den gemeinsamen Bonn-Bochumer Graduiertenkollegs, in denen die Magellanschen Wolken und andere Zwerggalaxien zum zentralen Thema gemacht wurde. Viele Jahre lang war er so als eloquenter Wissenschaftler und Gentleman das prägende „Gesicht“ der Bonner Sternwarte. Neben seinen über 250 wissenschaftlichen Publikationen, die er mit seinen Mitarbeitern und in verschiedenen internationalen Kollaborationen publizierte, lag ihm die Vermittlung astronomischer Erkenntnisse an die Öffentlichkeit besonders am Herzen, was sich in zahlreichen öffentlichen Vorträgen und Aufsätzen im Internet widerspiegelte.
Klaas de Boer engagierte sich auch für die Weiterentwicklung der technischen Grundlagen der beobachtenden Astronomie, sei es für weltraumgestützten Beobachtungsprojekten (z.B. IUE, DIVA und Gaia) oder im Gutachterausschuss der Verbundforschung des BMBF und des DLR. Entsprechend konnte auch das von ihm geführte Institut zu Instrumentierungsprojekten beitragen (BUSCA am Calar Alto, „Bonn Shutter“). Zudem war er viele Jahre als Vertreter Deutschlands Mitglied im Board of Directors bei Astronomy and Astrophysics. Die sorgfältige und akkurate Ausarbeitung wissenschaftlicher (und nichtwissenschaftlicher) Texte war ihm stets ein wichtiges Anliegen, das er in seiner Arbeit mit seinen zahlreichen Doktoranden und Diplomanden immer wieder in den Mittelpunkt rückte.
Mit Klaas de Boer haben wir eine herausragende Forscherpersönlichkeit, einen einfühlsamen Mentor und Betreuer und einen guten Freund verloren, dessen Wirken in den vielen Wissenschaftler*innen, die er ausgebildet hat, weiterleben wird.