Prof. Dr. Joachim Dachs (1930 - 2021)
Nachruf von Ralf-Jürgen Dettmar
Joachim Dachs wurde am 2. Februar 1930 in Berlin-Wilmersdorf geboren. Die durch die Kriegszeit geprägte Schulzeit schloss er im Sommer 1948 in Tübingen mit der Reifeprüfung ab. Dort begann er direkt im folgenden Wintersemester mit dem Studium der Physik. Nach einem Studienaufenthalt in Paris erwarb er in Tübingen dann 1956 das Physik-Diplom und widmete sich anschließend einer Doktorarbeit zur lichtelektrischen Photometrie bei Heinrich Siedentopf. Die bereits zur Promotion begonnen Arbeiten zum Einsatz von Fernseh- und Bildwandlermesstechnik zur Bestimmung der Nachthimmelshelligkeit konnte er in verschiedenen Beschäftigungsverhältnissen, u.a. als außerplanmäßiger Observator und akademischer Rat, fortsetzen. Diese Arbeiten, die schließlich auch Grundlage der Habilitationsschrift im Jahr 1967 waren, führten ihn auch zu Forschungsaufenthalten nach Süd- und Südwest-Afrika, so z.B. auf eine Feldstation der Europäischen Südsternwarte (ESO). Die in Tübingen unter Siedentopf entwickelten Methoden zur Messung der Standortqualität haben zur Standort-Entscheidung der ESO wesentlich beigetragen.
Ab 1967 war Joachim Dachs dann an dem gerade neu gegründeten Astronomischen Institut der Ruhr-Universität Bochum zunächst als Oberassistent, später als wissenschaftlicher Rat und Professor, tätig. Nach seiner Pensionierung im Jahr 1995 zog er zurück nach Tübingen, wo er am 29. September 2021 verstarb.
An der Ruhr-Universität Bochum konnte er die Photometrie der Nachthimmelshelligkeit zunächst fortsetzen, seine detaillierten Kenntnisse der Messtechnik erlaubten ihm aber auch das damals neue 61cm „Bochum-Teleskop“ am La Silla Observatorium der ESO optimal zu nutzen. Neben den Untersuchungen südlicher Sternhaufen und der Magellanschen Wolken entwickelte Joachim Dachs großes Interesse am Phänomen der Be-Sterne. Die mit seinen Doktorandinnen und Doktoranden erstellten Arbeiten auf diesem Gebiet fanden große internationale Anerkennung. Bei diesen Arbeiten war die frühe Verfügbarkeit des „digitalen“ Spektrum-Scanners am Bochum-Teleskop nützlich, der im Jahr 1987 auch für eine lange Messreihe zur SN1987a genutzt wurde. Für seine wissenschaftlichen Ziele hat er immer wieder auch neue Beobachtungs-Methoden verwendet; so gehörte er z.B. zu den Nutzern des International Ultraviolet Explorers (IUE) und er nutzte ROSAT-Beobachtungen für seine Untersuchungen.
Wer Joachim Dachs näher kennengelernt hat weiß um seine große Gewissenhaftigkeit in allen Angelegenheiten eines Wissenschaftler- und Hochschullehrerlebens. Die Ausarbeitung der Vorlesungen, wie die Details der wissenschaftlichen Publikationen waren immer auf das sorgfältigste vor- bzw. aufbereitet. Mit dieser Eigenschaft war er auch als Mitglied der universitären Selbstverwaltung, u.a. als Mitglied des Senats und der Satzungskommission der Ruhr-Universität, oder als Mitglied des Vorstands der Astronomischen Gesellschaft anerkannt und sehr beliebt. Als Rendant wirkte er von 1974 bis 1983 für fast ein Jahrzehnt unter vier Vorsitzenden an der Weiterentwicklung der Astronomischen Gesellschaft mit.
Joachim Dachs hat das Fach Astronomie an der Ruhr-Universität mit geprägt und sich mit großem, langjährigen Engagement für die Astronomische Gesellschaft eingesetzt. Sein Wirken bleibt uns in dankbarer Erinnerung.